Bad Wildungen. Im Nationalpark Kellerwald-Edersee gibt es allen Grund zur Freude: Dr. Ulrich Schaffrath hat Reitters Rindenkäfer im Schutzgebiet entdeckt. Damit konnte der Käfer zum ersten Mal in Hessen nachgewiesen werden. Gleichzeitig ist der Käfer die 33. Art im Nationalpark, die Indikator für besonders ursprüngliche Wälder mit urwaldähnlichen Lebensraumbedingungen ist. Deutschlandweit gilt der Käfer als extrem selten und vom Aussterben bedroht.
Reitters Rindenkäfer (Synchita separanda) ist ein weiteres Zeugnis dafür, welchen besonderen Schatz der Nationalpark Kellerwald-Edersee mit seiner biologischen Artenvielfalt schützt. Der Käfer ist ein typischer Totholzbewohner, der auf spezielle Holzpilze als Nahrungsquelle angewiesen ist. Er ist nur 3,3 bis 5,1 Millimeter groß und entwickelt sich in morschen, von Krustenpilzen zersetzten Laubholzästen im Bereich von lichten Altwäldern oder Windwurfflächen. Noch bis in die neunziger Jahre galt er in Deutschland als verschollen beziehungsweise ausgestorben. Einige wenige Nachweise gelangen erst im Laufe der letzten Jahre, wie zum Beispiel auch im Nationalpark Bayerischer Wald. Als 33. nachgewiesene Urwaldreliktart im Nationalpark Kellerwald-Edersee zeigt er die Ursprünglichkeit des Waldes und die urwaldähnlichen Lebensbedingungen an.
Hintergrund: Die sogenannten Urwaldzeiger haben hohe Ansprüche an Qualität und Quantität von Totholz und verfügen nur über eine sehr eingeschränkte Mobilität. Sie benötigen über Jahrhunderte eine gewisse Kontinuität in Bezug auf ihren Lebensraum. Aus diesem Grund können sie als Indiz für Urwaldrelikte und für Wälder mit natürlichen Strukturen und wenig menschlichem Einfluss herangezogen werden. Bisher wurden Käfer-, Wanzen- und Pseudoskorpionarten von der Fachwelt als Urwaldzeiger definiert.