Youtube Video: Die Buchenwälder des Nationalparks Kellerwald-Edersee

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Portrait eines Uhus

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee

„Natur Natur sein lassen“ ist das Motto des einzigen Nationalparks in Hessen.

Lesedauer:3 Minuten

Ein Buchen-Nationalpark

Insgesamt 75 Berge und zahlreiche Täler prägen die Mittelgebirgslandschaft des Nationalparks Kellerwald-Edersee und erinnern aus der Vogelperspektive an ein wogendes Buchenmeer. Uralte, knorrige Buchen und Eichen, bemoostes Wurzelwerk, bizarre Felsvorsprünge und klare Quellen säumen die Rad- und Wanderwege im Nationalpark - durch die Bäume hindurch schimmert immer wieder das Blau des Edersees.

2004 hat das Land Hessen ursprünglich 5.738 Hektar Fläche als Nationalpark ausgewiesen. Im Oktober 2020 kamen die wertvollen und landschaftlich reizvollen Hangwälder im Norden und Osten des Edersees hinzu, so dass der Nationalpark heute eine Fläche von 7.688 Hektar hat. Rechtliche Grundlage ist die Nationalpark-VerordnungÖffnet sich in einem neuen Fenster des Landes Hessens. Darauf aufbauend gilt der Nationalpark-Plan. Als Leitfaden wird darin festgeschrieben, was mittelfristig an Maßnahmen und Arbeiten im Schutzgebiet geplant ist.

Unser Ziel ist es:

  • die natürlichen und naturnahen Ökosysteme mit ihren typischen Tier- und Pflanzengesellschaften zu erhalten
  • eine eigene natürliche Dynamik und Entwicklung auf mindestens 75 Prozent der Nationalparkfläche zu sichern

Tatsächlich greifen wir heute bereits auf kleinster Fläche noch aktiv ein, im älteren Südteil des Nationalparks sogar nur auf 5 Prozent.

Was ist ein Nationalpark?

Ein Nationalpark ist ein großräumiges, weitestgehend unzerschnittenes Schutzgebiet, in dem sich die Natur ohne menschliche Eingriffe entwickeln kann.

Im Allgemeinen wird ein Nationalpark in drei Zonen untergliedert. Wildlebende Tiere und Pflanzen, die sonst nur geringe Überlebenschancen hätten, finden hier einen Rückzugsort:

  • Naturzone: Natürlich-dynamische Abläufe ohne menschlichen Eingriff haben absoluten Vorrang.
  • Entwicklungszone: Gezielte Maßnahmen wie eine naturgerechte Gestaltung des Wegesystems werden durchgeführt oder Biotope und Fließgewässer schrittweise renaturiert, um eine natürliche Entwicklung anzustoßen. Sind die Maßnahmen abgeschlossen, gehen die Flächen in die Naturzone über.  
  • Pflegezone: Hier finden dauerhafte Gestaltungs- und Pflegemaßnahmen wie die Offenhaltung bedeutender Waldwiesentäler und Kulturbiotope statt.
Buchenwald mit Edersee

Der Naturwald

In den Wäldern des Nationalparks dominiert die heimische sogenannte Rotbuche. Im Süden ist der Nationalpark geprägt von alten Hainsimsen-Buchenwäldern mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Altholz. Mit ihrer Unzerschnittenheit und Naturnähe zählen sie zu den wertvollsten Waldgebieten der europäischen Mittelgebirge.

Auf der erweiterten Nationalpark-Fläche im nördlichen Bereich finden sich außerdem Orchideen-Buchenwälder sowie trockenwarme Traubeneichenwälder mit Edellaubbäumen wie Ahorn, Esche und Elsbeere. Zudem gibt es viele uralte, knorrige Buchen und Eichen sowie riesige Baumgestalten, die abwechslungsreiche Entdeckungen für unsere Besucher versprechen.

Die stillen und strukturreichen Wälder sind Heimat für eine große Zahl an Tieren und Pflanzen. Oft finden sie nur noch hier einen Lebensraum vor, der ihren Ansprüchen zum Beispiel an Ruhe, Schutz oder Nahrung genügt.

19 von 22 in Hessen vorkommenden Fledermausarten leben im Nationalpark, sowie sechs von zehn mitteleuropäischen Spechtarten.
Vom Keimling über die Jungpflanze bis zu beherrschenden Baumriesen mit ausladenden Kronen, aber auch abgestorbene Bäume - jedes Tier besetzt hier seine Nische, nutzt den toten oder lebenden Baum als Nahrungsquelle, Ansitzwarte, Versteck oder Quartier.

So nutzt die Wildkatze Baumkronen als Rückzugsort und zieht ihre Jungen in Wurzelhöhlen auf. Der Schwarzstorch manövriert trotz seiner mächtigen Schwingen gut zwischen den Bäumen hindurch zum nächsten Bach und der Feuersalamander findet unter Baumstümpfen sichere Verstecke.

Wespenbussard, Schwarz- und Rotmilan bauen ihre Horste in den Kronen, Spechte meißeln Bruthöhlen in aufrechte Stammreste, die Waldkauz, Hohltaube und Kleiber später als Nachmieter nutzen. Das sogenannte Totholz ist Schlaraffenland für eine ganze Schar von Lebewesen wie Pilze, Insekten, Schnecken, Würmern und Spinnen.

Besonderes Augenmerk verdienen insgesamt 34 Urwaldreliktarten, also Arten, die nur in Wäldern vorkommen, die bereits seit sehr langer Zeit naturnah sind.
Im Nationalpark Kellerwald-Edersee mit seinen Urwald-Strukturen sind das zum Beispiel Eremit, Stellas Urwaldskorpion, die Serbische Rindenwanze oder der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer. Auch bei den Pflanzen gibt es unter anderem mit Pfingstnelke, Arnika, Frauenschuh oder Astiger Graslilie seltene Besonderheiten zu entdecken.

Baumstamm mit Pilzen

Nationalpark mit Auszeichnungen

2011 hat die UNESCO insgesamt fünf Buchenwaldgebiete in Deutschland, darunter ausgewählte Bereiche des Nationalparks Kellerwald-Edersee, in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Dieser Status als UNESCO-Weltnaturerbe ist eine besondere Auszeichnung und ein Imagegewinn für die ganze Region.

Ebenfalls 2011 verlieh zudem die Weltnaturschutzunion IUCN unserem Nationalpark die Auszeichnung als Kategorie II - eine hohe und international renommierte Anerkennung, die wir als erster Nationalpark Deutschlands erhielten.