Bad Wildungen. Anlässlich des bevorstehenden Weltwassertags am 22. März macht das Nationalparkamt Kellerwald-Edersee auf die Bedrohung der wasserliebenden Feuersalamander im hiesigen Schutzgebiet aufmerksam. Denn der Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), der für Salamander im Krankheitsverlauf oft tödlich ist, hat nun auch Hessen erreicht. Der Pilz kommt ursprünglich aus Asien, breitete sich von den Niederlanden ausgehend immer weiter aus und hat verheerende Auswirkungen auf die Salamanderbestände. Kürzlich wurde er im Landkreis Marburg-Biedenkopf nachgewiesen. „Die Gefährdung ist nun quasi vor unserer Haustüre. Wir sind alarmiert“, erklärt Nationalparkleiter Manuel Schweiger und bittet die Besucherinnen und Besucher des Nationalparks um aktive Mithilfe zum Schutz des Feuersalamanders. Um den Krankheitsausbruch im Schutzgebiet möglichst einzudämmen, ist es wichtig, alle Möglichkeiten, wie Sporen des Hautpilzes ins Schutzgebiet gelangen könnten, auszuschließen. Wem die Feuersalamander am Herzen liegen, der sollte mit sauberen Schuhen, Fahrradreifen und Kinderwagenrädern in den Nationalpark kommen. Wichtig ist es, alten Dreck sorgfältig zu entfernen. Im Optimalfall werden Schuhe, Räder und Reifen dann noch einen Tag bei einer warmen Raumtemperatur von etwa 35 Grad gelagert – beispielsweise im Heizungskeller. Danach sollten alle Sporen, die daran gehaftet haben könnten, abgestorben sein.
„Wir haben hier aufgrund unseres kompaktes Schutzgebiet mit seinen Ruhezonen und entlegenen Gewässern im Vergleich zu anderen Regionen die Chance den Feuersalamander vor dem Befall zu schützen – da müssen wir alle mithelfen“, beschreibt Schweiger die Verantwortung der Nationalparkregion. Deshalb sei es nun besonders wichtig, die im Nationalpark ohnehin geltenden Regeln strikt einzuhalten. Wanderer und Radfahrer sollen ausschließlich auf den für sie ausgewiesenen Wegen unterwegs sein und dürfen diese nicht verlassen. Hunde sind jederzeit anzuleinen, ebenfalls auf den Wegen zu führen und von Wasserstellen fern zu halten. „Der akute Fall zeigt, wie wichtig unsere Besucherregeln im Hinblick auf den Artenschutz sind und ich kann nur noch einmal eindringlich darum bitten, sich auch daran zu halten“, beschwört Schweiger und bittet auch die Beherbergungsbetriebe, ihre Gäste zu sensibilisieren.
Bei der Sichtung eines Feuersalamanders ist Folgendes zu beachten: Den Tieren sollte niemals nachgestellt werden. Das ist für alle Waldbewohner immer mit Stress verbunden. Auch sie anzufassen oder gar auf die Hand zu nehmen, ist nicht erlaubt. Feuersalamander sondern über ihre Haut eine giftige Substanz ab. Somit ist der direkte Kontakt nicht nur für das Tier unangenehm, sondern kann auch für Menschen schädlich sein. Insbesondere Totfunde von Feuersalamandern sollen in jedem Fall gemeldet und somit dokumentiert werden – mit Funddatum und im besten Falle auch einem Foto. Alle Informationen zum Feuersalamander-Meldenetz sowie Handlungsempfehlungen und ein Desinfektionsprotokoll zum Download sind hierÖffnet sich in einem neuen Fenster abrufbar.
Hintergrund:
Für den wasserliebenden Feuersalamander ist der Nationalpark Kellerwald-Edersee mit seinen tausend Quellen ein wahres Paradies. Er fühlt sich in feuchten Laubmischwäldern der Mittelgebirge mit kühlen Quellbächen und Quelltümpeln besonders wohl. Doch sie sind akut bedroht, denn derzeit stirbt keine Tiergattung schneller aus als die der Amphibien, zu denen neben Fröschen, Kröten und Molchen auch Salamander zählen. Laut einer Analyse der Weltnaturunion der Vereinten Nationen (IUCN) stehen rund 40,7 Prozent aller weltweit bekannten Amphibienarten auf der Roten Liste. Auch wenn die Hauptursache für den Rückgang der Amphibien in der Zerstörung ihrer Lebensräume liegt, spielen dabei ebenfalls Klimafolgen und Krankheiten wie Bsal eine Rolle. Ursprünglich kam der Hautpilz nur in Asien vor und war für die dort lebenden Schwanzlurche eine nicht tödliche Infektion. Vermutlich nach dem Import infizierter Tiere aus dem asiatischen Raum nach Europa, kam die Krankheit über die Niederlande nach Deutschland. Hier wurde Bsal inzwischen an hundert Standorten nachgewiesen. Deutschland ist somit Bsal-Hotspot. Neben Hessen sind Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern betroffen.